Die Manie in Deutschland mit Vorliebe nach „gefährlichen Bands“ zu suchen, gehört seit den Böhsen Onkelz, spätestens aber seit Rammstein, zum Alltag in der heimischen Medienwelt. Die Protagonisten haben sich längst damit abgefunden, die Liebhaber dieser Musik lassen sich nicht mehr abschrecken.
Vor einigen Wochen stellte Die Zeit den Berliner Musiker, Sacha Korn, einem bundesweiten Publikum als den neusten Bösewicht vor.
Doch Korn will so gar nicht in das Bild des teutonischen Gruselrockers passen. Mehrere Jahre Aufenthalt in Osteuropa, Musikstudium in den USA, Gastsprecher auf Musikkonferenzen in China und Tätigkeit als Berater des Afroamerikanischen Künstlers, Terence Trent D`Arby.Korn selbst und besonders sein Lied, Mein Land, würdigten trotzdem sämtliche Antifa Seiten und schließlich sogar die Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien, die ihn letztendlich „freisprach.“
Sacha Korn legt den Finger tatsächlich in die Wunde, wenn er sich mit den Themen über Vergangenheitsbewältigung oder dem Tabu, nationale Identität, beschäftigt. Keine überzogenen, pornografischen oder martialischen Texte. Kein Spielen mit NS Ästhetik oder Uniformen, wie es häufig in der Neuen Deutschen Härte zu finden ist. Dafür aber klare, direkte Aussagen aus dem wirklichen Leben.
Harte Gitarren Riffs mit treibenden Beats und eingängigen Melodien tragen die Texte, die von Heimat, Sehnsucht, Identität und Gewalt erzählen.
Seine Musik gibt eine perfekte Trainingsatmosphäre in jedem Kampfsportstudio ab.

Rechts und Links-Wie lange noch?

Passen 10 Lieder nicht locker auf eine CD? Ja.
Umso interessanter wird es, betrachtet man das Album genauer.
Ein wichtiges Detail fällt nämlich erst bei genauem Hinsehen auf: Das Album erscheint in Form einer Doppel-CD, wobei die beiden Tonträger mit den Bezeichnungen „Rechts“ und „Links“ betitelt sind. Beide Tonträger tragen auch auf dem Kopf stehende kyrillische Buchstaben, welche den jeweils anderen Richtungsbegriff auf Russisch zeigen. Zusammen mit dem Titel des Albums „Wie lange noch?“ ergibt sich so eine Anspielung auf das in Deutschland vorherrschende Schubladendenken, das nur dichotomische Gegensätze erfasst und in seinem platten Moralismus jederzeit bereit ist, künstlerischen oder intellektuellen Abweichlern die gesellschaftliche Akzeptanz zu entziehen oder sogar deren Existenz zu zerstören. Erfahrungen, die Korn machen musste.
Schon mit der optischen Gestaltung seiner Doppel-CD will Korn deutlich machen, daß es im Auge des Betrachters liegt, welche Positionen er als „Rechts“ oder „Links“ empfindet, gerade mit Blick auf Themen wie Identität, Schuldkult, Patriotismus und Nation, die im Zentrum von Korns Texten stehen – Themen, die Korn jenseits von „Rechts“ und „Links“ angesiedelt sieht, da sie jenseits aller Lager die Hörer seiner Musik beschäftigen. Themen, die nur in Deutschland in Links/Rechts eingeteilt werden. Um so gekonnter wirken die Anspielungen auf Russisch.
Es ist Korn zuzutrauen, dass er dem deutschen Schubladendenken ein Schnippchen schlägt. Die Hetzjagd, die Korn in diesem Jahr überstehen mußte, scheint ihm nicht wirklich geschadet zu haben, denn das neue Album stieg bereits in den Bullets der DAC auf Platz 10 ein. Polarisieren wird er wohl dennoch.