Amphi Festival 2018
Amphi Festival 2018
Amphi Festival 2018

Auch in diesem Jahr trafen sich am letzten Wochenende im Juli wieder 12.500 Besucher im Kölner Tanzbrunnen um das 14. Amphi Festival zu feiern. Wie bereits in den letzten Jahren wurde zusätzlich zu den beiden Bühnen am Tanzbrunnen ein Schiff zur Orbit Stage umfunktioniert. Die Gestaltung der eigentlichen Location fanden die Besucher wie gewohnt mit zahlreichen Händlern und Sitzmöglichkeiten vor, wobei sich die Essensauswahl mit jedem Jahr etwas zu erweitern scheint. Für diejenigen, die einfach gemütlich das sonnige Wetter geniessen wollten, stand auch in diesem Jahr wieder der angrenzende Beachclub mit Liegen und Cocktailbar zur Verfügung.

The Creepshow
The Creepshow auf dem Amphi Festival 2018

Bei tropischen Temperaturen eröffneten Intent:Outtake den ersten Festivaltag auf der Mainstage. Während viele Gäste gerade erst anreisten oder über die umfangreiche Händlermeile spazierten, heizten die Leipziger mit ihrem tanzbaren aber dennoch melodischen Dark-Electro ein. Es folgte deutliches Kontrastprogramm mit der Psychobilly-Formation The Creepshow. Mit Songs wie “Run for you life”, “Sticks and Stones” oder “Death at my door” sorgten die Kanadier dafür, dass kaum einer der Gäste noch still stehen konnte.

Mit Future lied to us begann etwas zeitversetzt auch das Kontrastprogramm auf der Theater Stage für diejenigen, die es etwas elektronischer und härter mögen. Hier gaben sich am ersten Tag außerdem noch Kiew, Centhron, [:SITD:] und Funker Vogt die Klinke in die Hand bevor mit Midge Ure ein echtes musikalisches Urgestein den Abend zu einem würdigen Abschluss brachte.

Auf der Mainstage folgten die Kölner [X]-RX auf The Creepshow und ließen die Menge ausgelassen tanzen, bevor es mit der freundlichen Unzucht von nebenan wesentlich rockiger und gitarrenlastiger weiterging. Neben dem fast schon kultigen Song “Kleine geile Nonne” durfte natürlich auch “Deine Zeit läuft ab” nicht im Set fehlen.

Aufgrund des erneut zu niedrigen Stand des Rheins musste die Orbit Stage, zum Misfallen vieler Gäste, auch in diesem Jahr wieder auf die andere Rheinseite verlegt werden. Die wesentlich weiteren Wege zwischen den Locations erschwerte zwar das zügige Wechseln zwischen den verschiedenen Bühnen aber der Veranstalter sorgte für ausreichende Shuttlebusse. So konnte alles überraschend flüssig und problemfrei ablaufen.

Lebanon Hanover
Lebanon Hanover auf dem Amphi Festival 2018

Das Schiff bot nicht nur eine wunderschöne Aussicht von Deck sondern war wohl auch die erste Anlaufstelle für alle, die es sich musikalisch etwas ausgefallener und traditioneller wünschen. Hier gab es die Möglichkeit Bands zu sehen, die eben nicht alle Jahre wieder auf diversen Festivals spielen. Auf den Opener La Scaltra folgten A Projection, bevor die Österreicher Whispers in the Shadow eine gelungene und tanzbare Mischung aus Gothic Rock und Dark Wave zum Besten gaben. Auf Soviet Soviet folgten schließlich Lebanon Hanover, die sich in den letzten Jahren von einem Geheimtipp zu einem echten Besuchermagneten entwickelt haben. Neben Klassikern wie “Midnight Creature” oder dem unverzichtbaren “Gallowdance” hatten die Besucher auch die Gelegenheit, zahlreiche Songs vom neuen Album “Let them be Alien” live zu genießen.

Der würdige Headliner der Orbit Stage waren in diesem Jahr She Past Away. Der spezielle Sound der Formation aus Bursa, der stellenweise stark an Joy Division erinnert zog zahlreiche Besucher auf das Schiff. Geboten wurde ein sehr atmosphärisches Set mit Songs wie “Soluk”, “Kasvetli Kutlama” oder “Asimilasyon”, das jeden zum tanzen einlud.

Währenddessen ging es in der heißen Nachmittagssonne auf der Main Stage mit dem Stimmungsgaranten Aesthetic Perfection weiter. In Erinnerung bleiben wird hier neben der immer wieder sehenswerten Bühnenperformance von Frontman Daniel Graves wohl besonders das aus dem Rahmen fallende Cover “Bye Bye Bye”. Selbstverständlich durften auch Dauerbrenner wie “Antibody”, “The Ones” oder “Never Enough” nicht fehlen.

Amphi Festival 2018
Amphi Festival 2018

Auf Mono Inc, die wie immer ein eingängiges und tanzbares Set boten folgten OMD. Die Briten, die wohl nach wie vor zu den wichtigsten Vertretern des New Wave gehören, schafften es problemlos das Publikum mit einer Mischung aus alten Klassikern und modernen Stücken mit sich zu reißen.
Die Headliner des ersten Tages können sicherlich bereits als Amphi Urgestein bezeichnet werden und sind immer gern gesehene Gäste im Kölner Tanzbrunnen. Dennoch ruhten ASP sich nicht auf alten Erfolgen wie “Ich will brennen” aus sondern boten den Besuchern einen gelungenen Querschnitt durch ihre Karriere. Hierbei wurden auch Songs des neuen Albums “Zutiefst” nicht vernachlässigt. Besonders die verschiedenen Pyroeffekte, die ideal auf die Songs abgestimmt waren, machten die Show zu einem würdigen Abschluss.

Den zweiten, nicht weniger sonnigen Festivaltag eröffneten ES23 mit einem geladenen, elektronischen Set bevor bei Heldmaschine deutlich härtere Töne angeschlagen wurden.

Synthattack
Synthattack auf dem Amphi Festival 2018

Die Theater Stage war auch am Sonntag Vormittag wieder die ideale Anlaufstelle für Liebhaber elektronischer und tanzbarer Musik. Hier gaben sich Synthattack, Priest und Grendel die Klinke in die Hand bevor Mad Sin ein deutliches Kontrastprogramm auffuhren. Die Berliner Band gehört wohl zu einem der großen Namen in der Psychobilly Szene und wenn man auch auf den ersten Blick hätte vermuten können, dass die Band nicht recht ins Amphi Billing passt, bewiesen die Musiker problemlos, dass sie den Slot am späten Sonntag Nachmittag mehr als verdient hatten.

Im Theater sollte es an diesem Tag kontrastreich weitergehen. Girls under Glass, die erst seit wenigen Jahren zu ihrer Originalbesetzung zurückgefunden hatten kombinierten Gothic Rock im Stil der Sisters of Mercy spielend mit Metal- und Elektronik-Elementen. In The Nursery stellten wohl die ideale Einstimmung für den möglicherweise ausgefallensten und experimentellsten Act des Festivals dar: Goethes Erben. Liveauftritte Band um Kreativkopf Oswald Henke waren in den vergangenen Jahren eine eher rar und somit zog es besonders viele Besucher zu dem Dark-Wave und Advantgarde-geprägten Musiktheater.

Auch am Sonntag begann das Programm auf der Orbit Stage wieder etwas später als auf den anderen Bühnen und so eröffneten RRoye um 13:45 das Prgramm auf dem Schiff. Auf die Dortmunder Gothic Wave Band folgte mit Scheuber, Corde Oblique und Persephone erneut ein abwechslungsreiches musikalisches Programm fernab des Mainstreams. Die deutsche Band Grausame Töchter zeichnete sich wohl ebenso sehr durch ihre freizügige Bühnenshow aus wie durch ihre Musik bevor schließlich Joachim Witt den Abend auf dem Schiff zu einem gelungenen Abschluss brachte. In den 80er Jahren noch einer der Vorreiter der Neuen Deutschen Welle hat er Hamburger sich nun bereits seit vielen Jahren vollkommen der schwarzen Musik verschrieben und bot dem Publikum einen interessanten Querschnitt seines Repertoires.

Auf der Mainstage gaben sich erneut Acts der verschiedensten Subgenres die Klinke in die Hand. So spielten Neuroticfish feinsten Future Pop bevor QNTAL mittelalterliche Töne anschlugen. Die Band kombiniert mittelalterliche Instrumente mit avantgardistischer Elektronik und schafft somit einen einzigartigen Sound. Mit Solar Fake wurde es dann jedoch schnell wieder elektronischer und die Band um Sven Friedrich spielte nicht nur ein abwechslungsreiches Set aus ihrer bisherigen Karriere sondern bot bereits einen Vorgeschmack auf das im August erscheinende Album. Besonders mitreißen konnten die Berliner mit ihrer Coverversion des Editors Songs “Papillon”.

Bei Agonoize wurde es, trotz Jugendschutz, gewohnt blutig und die Fans von extravaganten Bühnenshows kamen wie erwartet auf ihre Kosten. Die Bühnenshow von Oomph war dagegen simpler, die Songs jedoch deutlich gitarrenlastiger und wie gewohnt eingängig. So füllte es sich vor der Bühne bereits deutlich.

And One auf dem Amphi Festival 2018
And One auf dem Amphi Festival 2018

Zum Abschluss des Abends und somit auch des Amphi Festivals 2018 spielten And One ein erinnerungswürdiges Set, bei dem die energiegeladene und (trotz einiger fragwürdiger Ansagen) unterhaltsame Bühnenshow des Bandkopfes Steve Naghavi die Klassiker wie “Military Fashion Show”, “Technoman” und “Shouts of Joy” untermalte. Sicherlich keine besonders innovative Wahl für einen Headliner aber dennoch immer ein Garant für Gute Stimmung.

Während es die meisten Besucher nach den Konzerten nach Hause zog, gab es für diejenigen, die vom Amphi einfach noch nicht genug hatten, wie schon am vergangenen Samstag noch die Möglichkeit, im Theater zu der Musik verschiedenster namenhafter DJs zu tanzen.

Im nächsten Jahr heißt es dann wieder “Alles wird Amphi”