“Reine Konzerte, die von den Besuchern nur zum Betrachten/Anhören der Bühnendarbietung besucht werden, sind davon nicht betroffen“ – und diese Ausnahme war am Gründonnerstag im Musikzentrum auch gut so.

Bevor am Karfreitag in Niedersachsen das Tanzverbot galt, konnte am Gründonnerstag im Musikzentrum in Hannover noch mal ordentlich Lärm gemacht werden, bevor die ja eher ruhigen Osterfeiertage begannen.

Das mit dem Tanzverbot ist in Hannover eigentlich eh nicht ganz so schlimm, es ist ein schwieriges Publikum, das eher interessiert zuhört statt wild in der Gegend rumzuhüpfen. Das kommt mir persönlich immer ganz gelegen. Ich selbst bin ein Tanzmuffel. Je später der Abend wurde umso aktiver wurden aber auch die Besucher.

DesastroesBegonnen hat der Abend mit der Band Desastroes, einer Dark-Electro-Pop Gruppe aus Nienburg (Weser). Die Band macht sich langsam, auch über das südlichen Niedersachsen hinaus, einen Namen. Ich habe sie an diesem Abend zum zweiten mal live gesehen und fand sie okay. Kann man sich gut anhören, auch wenn es nichts besonders ist.

Die Schatten des Dorian GrayDas änderte sich mit der zweiten Band des Abends, Die Schatten des Dorian Gray. Ich habe die Hausband bereits einmal im Dezember live gesehen und fand die Musik dort schon sehr gut. Leider gab es da aber noch technische Schwierigkeiten und der Sound war sehr unausgewogen. Das war bei dem Auftritt auf dem Tanzen Verboten Festival aber eine ganz andere Nummer. Die Musik, die sich irgendwo im Post-Punk, Psychodelic- und Alternative-Rock bewegt, klingt sehr eigenständig und erfrischend anders. So benutzen „Die Schatten des Dorian Gray“ mit Drumina einen Drumcomputer auf einem Schaufensterpuppen-Unterleib. Sie klingt recht dünn, denn für die Tiefen zuständig ist Bassist Floyd Apple, der ein sehr erfahrener Musiker ist. Er hat schon mit vielen bekannten Bands und Musikern, wie Subway to Sally, Deine Lakaien uvm… zusammengearbeitet und ist ausserdem noch Bassist bei den Donkey Pilots.
Ein weiteres erfahrenes Mitglied der Band ist Surfin William, der vielen als DJ Surfin William bekannt sein dürfte. Darüber hinaus ist der Initiator und Veranstalter von kleinen Club Konzerten und Festivals, so auch dem Tanzen Verboten Festivals ausserdem ist er Gründer der Mandra Gora Lightshow Society, einer etwas anderen Psychodelic-Rock Band.
Die Schatten des Dorian GrayPerfekt gemacht wird die Band von der Sängerin Coalla Voice, die mit ihrer Stimme und dem leicht russischen Akzent zu dem sehr eigeständigen Sound von „Die Schatten des Dorian Gray“ gekonnt beiträgt. Alle drei verstehen ihr Handwerk und kombinieren ihre Fähigkeiten zu einem Sound, der einen gespannt zuhören lässt.
Die Grupper verfolgt keinerlei finanziellen Interessen, sondern lässt sich von der Liebe zur Musik treiben. Die Musik gibt es auf Bandcamp oder Soundcloud zum anhören und oder herunterladen. Wer einmal die Chance hat „Die Schatten des Dorian Gray“ live zu erleben, sollte es sich nicht ergehen lassen, wenn man offen für was Neues ist. Neben ihren eigenen Songs, spielten sie auch noch zwei Covernummer, wovon ich vor allem das Iggy Pop Cover super fand.

The PussybatsMit ein wenig Zeitdruck, um 0:00 Uhr musst ja pünktlich Schluß mit Musik sein, ging es mit der schwäbischen Goth- und Glam-Rock Band The Pussybats weiter. Die Stuttgarter sind eine super Live-Band mit toller Rockmusik. Die Musik macht einfach Laune, dazu Marple der Bassist, der sich sehr viel auf der Bühne bewegt und mit dem Publikum interagiert. Sieht man nur ihn fühlt man sich fast in die 70iger zu T-Rex und Co. zurückversetzt. Im Kontrast dazu Sänger Sid, der eher ruhig wirkt. Eine tolle Mischung und einfach richtig guter Rock, der einen mitreisst. Auch wenn das im Musikzentrum in Hannover nicht unbedingt so war, denn die meisten waren wohl wegen der letzten Band an diesem Abend da und die hat mit Rock nun so gar nicht zu tun.

AgonoizeAgonoize in Form von Chris L. ,mit dem Messer zwischen den Zähnen, und Oliver Senger enterten die Bühne und ließen es noch einmal richtig krachen an dem Abend. Es war die übliche Agonoze-Kost, harte Beats, viel Kunstblut und vielen Songs die wohl die meisten im Musikzentrum in- und auswendig kennen dürften. Ob Staatsfeind, Koprolalie oder Bis das Blut gefriert als Zugabe, Fans dürften bei dem Auftritt eigentlich nichts vermisst haben. Der schnelle Rhythmus und der stark verzerrte Gesang von Chris L. schaffen schon eine besondere Atmosphäre, vor allem wenn man Agonoize zum ersten Mal live erlebt.

Was bleibt von diesem Abend im Musikzentrum in Hannover? Vor allem zwei Bands und deren Auftritte sind hängen geblieben bei mir. Zum einen „Die Schatten des Dorian Gray“ die mich nach dem Auftritt auf dem Dark X-Mas Festival positiv überrascht haben und „The Pussybats“ die zumindest bei mir für gute Laune gesorgt haben.

Insgesamt war es aber wieder ein sehr abwechslungsreicher Abend auf dem „Tanzen Verboten Festival“. Dazu kommen einfach grosse Vorteile von so kleinen Festivals. Weniger Besucher, was dafür sorgt das selbst vorne nie beengt steht, das die Musiker sich auch mal unter die Zuschauer mischen und für ein Foto oder Gespräch zu haben sind. Wer die Möglichkeit hat auch mal eine kleinere Veranstaltung zu besuchen, sollte dies tun, auch wenn man die Bands vielleicht nicht alle kennt. Nur so kann man auch mal für sich was Neues entdecken.

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